Hast Du manchmal das Gefühl, die Zeit würde Dir davonrennen und Du schaffst es nicht, all die Dinge zu erledigen, die Du geplant hattest? Du fühlst Dich innerlich wie auch körperlich erschöpft? Wenn Du plötzlich nicht mehr die Dinge schaffst, die früher kein Problem für Dich waren, dann erklärt man das im Yoga auf folgende Weise: Du hast nicht mehr ausreichend Lebensenergie (Prana). Wenn Du Dich in letzter Zeit so gefühlt hast, dann solltest Du mal versuchen, gezielt Dir Zeit zu nehmen, um im Hier und Jetzt anzukommen und neue Energie zu schöpfen – Eine Methode dazu ist Pranayama.
- Die „geheimen“ Atemübungen einfach erklärt
- Was bringen Dir die Pranayama Atemübungen?
- Meine Erfahrung mit Pranayama
Pranayama umfasst eine Reihe von verschiedenen yogischen Atemübungen, die Dir dabei helfen werden, mehr Lebensenergie zu tanken und Stress abzubauen. Pranayama hat seinen Ursprung im Yoga und wird in der westlichen Welt in vielen Yogastudios, Meditationszentren, aber auch in der Psychotherapie angewendet, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Prana-yama setzt sich aus 2 Wörtern zusammen, die jeweils eine Bedeutung haben. Prana bedeutet übersetzt „Lebensenergie“ und Ayama kann man als „Kontrolle“ bezeichnen. Bei den Übungen geht es nämlich nicht nur darum, mehr Energie zu gewinnen, sondern diese auch zu kontrollieren.
Welche Wirkung haben Pranayama-Atemübungen auf Körper und Geist?
Unser Atem und unser Muskeltonus passen sich meist unserer Gefühlslage an. Wenn wir beispielsweise ausgelaugt, müde oder gar deprimiert sind, ist unser Atem flach und unauffällig schwach. Genau anders ist es, wenn wir aufgeregt sind. Dann wird unser Atem sehr schnell und unruhig. Jeder hat dieses Gefühl schon mal erlebt, als er vor einer wichtigen Prüfung oder Präsentation stand. Wenn wir ängstlich sind, verspannt sich unser Bauchbereich und unsere Atmung wird flach und schnell. Die Folge ist, dass wir nur über den oberen Brustbereich atmen. Genau andersherum ist es, wenn wir glücklich sind oder uns in Harmonie mit unserer Umwelt fühlen – Dann können wir frei aus unserem Bauch heraus atmen.
Wenn wir also wissen, dass sich unser Atem an unseren physischen und psychischen Zustand anpasst, so liegt nahe, dass wir umgekehrt unseren Atem dazu nutzen können, um unsere Stimmungslage oder unser Energielevel zu verändern. Tatsächlich können wir uns über die richtige Atemtechnik nicht nur entspannen oder in Leistungsbereitschaft versetzen, sondern noch viel mehr. So haben Studien der letzteren Jahre bewiesen, dass wir auch den Blutdruck in angespannten Situationen wieder normalisieren können, indem wir langsam und tief ein- und ausatmen.
Die Wirkung von Pranayama auf das Nervensystem
Zudem haben die Atemübungen auch einen positiven Effekt auf unser Nervensystem. Um genauer zu sein, auf unseren Sympathikus und den Parasympathikus. Der Parasympathikus ist für die Regulierung des Blutdruckes und unserer Herzfrequenz verantwortlich. Wenn unser Blutdruck oder unsere Herzfrequenz zu hoch ist, kann der Parasympathikus diese wieder senken, wenn er aktiviert wird. Genau das passiert bei gewissen Pranayama-Atemtechniken, in welchen das Ausatmen deutlich länger dauert als das Einatmen. Durch die Entspannung kann sich nicht nur unser Geist und folglich auch unser Körper nach relativ kurzer Zeit wieder regenerieren. Deswegen eignet sich Pranayama nicht nur für Personen, die sich seelisch belastet fühlen, sondern auch körperlichen Stress verspüren.
Es gibt aber auch Situationen, wo wir unseren Körper nicht unbedingt entspannen, sondern stattdessen aktivieren wollen. Hierfür eignen sich Pranayama-Übungen wie Kapalabhati. Übungen wie Kapalabhati aktivieren den Sympathikus, was zur Folge hat, dass man sich wacher und energetischer fühlt, weil der Blutdruck und die Herzfrequenz sich erhöhen. Daher eignen sich solche Pranayama-Übungen besonders gut nach dem Aufstehen, wenn man noch verschlafen ist und neue Energie tanken möchte. In diese Kategorie passt auch die Wim Hof Methode.
Pranayama-Übungen sorgen nicht nur für unmittelbare Effekte, wie Entspannung oder Aktivierung. Wenn man die Übungen auf einer täglichen Basis durchführt, kann dies dazu führen, dass sich der Atem nachhaltig verändert und sich im Allgemeinen vertieft. Die bessere Sauerstoffaufnahme, das trainierte Zwerchfell und das mit der Zeit grösser werdende Lungenvolumen führen zur Erhöhung von physischer, wie auch psychischer Belastungsfähigkeit im Alltag. Die verbesserte Lungenkapazität führt sogar zu besseren sportlichen Leistungen. Zudem kann Pranayama langfristig auch einen entgiftenden Effekt auf den Körper haben.
Die Nasenatmung
Bei den meisten Pranayama-Techniken wird die Nasenatmung verwendet. Alleine schon das Atmen durch die Nase hat verschiedene positive Effekte auf Deinen Körper:
- Reinigung der Luft: Die Nase filtert und erwärmt die eingeatmete Luft, bevor sie in die Lungen gelangt. Dies reduziert die Anzahl von Schadstoffen und Keimen, die in die Lungen gelangen können.
- Feuchtigkeit: Nasenatmung sorgt dafür, dass die eingeatmete Luft feucht gehalten wird, was für die Schleimhäute in den Atemwegen wichtig ist und diese vor Austrocknung schützt.
- Steuerung der Atmung: Nasenatmung hilft bei der Regulierung der Atmung, indem es die Atemrate verlangsamt und die Tiefe der Atmung erhöht.
- Stressreduktion: Nasenatmung kann helfen, Stress abzubauen und das Nervensystem zu beruhigen.
- Verbesserung der Lungenkapazität: Nasenatmung kann die Lungenkapazität und die Sauerstoffaufnahme verbessern.
Hier findest Du mehr über die Nasenatmung.
Die besten Pranayamaübungen im Überblick
Bhramari Atmung: Du hast öfter mit Unruhe zu kämpfen? Dann ist diese Atemübung genau die richtige Wahl für Dich. Diese Übung kannst Du an einem ruhigen Ort oder auch zwischendurch auf der Arbeit durchführen, wenn das für Dich in Ordnung ist. Bei der Pranayama-Übung geht es darum, tief durch den Mund einzuatmen und dann mit einem Summen, wie bei einer Biene, auszuatmen. Dabei sollte Dein Mund geschlossen bleiben, um die bestmögliche Vibration zu erzeugen, die für einen entspannenden Effekt sorgt. Auch das Gewebe wird durch die Vibration besser durchblutet. Das Ausatmen beruhigt den Körper und den Geist. Zudem lindert diese Pranayama-Übung auch Schlafstörungen und ist bei innerer Unruhe besonders nützlich. Gleichzeitig wird der Atemfluss verbessert und die Verdauung angekurbelt.
Purna Atmung: Purna bedeutet übersetzt so viel wie „Fülle“. Für diese Übung legst Du zuerst Deine Hände auf Deinen Bauch. So kannst Du besser wahrnehmen, wie sich Deine Bauchdecke hebt und senkt. Dies hat nachweislich einen beruhigenden Effekt auf den Geist. Verbleibe hier mit einigen Atemzügen. Nach ein paar Atemzügen kannst Du Deine Hände links und rechts auf Deinen Brustkorb legen. Deine Finger sollten dabei nach innen zeigen, sodass Du die Ausdehnung von Deinem Brustkorb mit jedem Ein- und Ausatmen wahrnehmen kannst. Zum Schluss kannst Du Deine Hände noch auf Deine oberen Rippen legen und spüren, wie sich Dein oberer Brustkorb bewegt. Für jede Körperstelle solltest Du mindestens 6 Atemzüge durchführen. Diese Übung löst seelische und körperliche Anspannungen und sorgt allgemein für eine bessere Konzentration. Deswegen ist sie auch sehr gut im Arbeitsalltag einzubauen. Auch der Blutdruck wird mit dieser Übung gesenkt.
Chandra Bhedana Atmung: Für diese Pranayama-Übung musst Du ein Nasenloch mit dem Ringfinger verschliessen. Danach beginnst Du durch das andere Nasenloch einzuatmen. Danach atmest Du wieder durch das verschlossene Nasenloch aus und wechselst die Seiten. Du kannst dazwischen natürlich auch eine kurze Pause machen und optional Deine Augen schliessen. Diese Übung eignet sich auch an heissen Sommertagen sehr gut, weil sie auf den Körper eine kühlende Wirkung hat. Zudem hilft diese Pranayama-Übung bei der Regeneration des Nervensystems und ist nützlich bei Heisshunger. Gleichzeitig kann man damit sein Nervensystem beruhigen und gegen Nervosität und Reizbarkeit vorbeugen. Zudem lässt sich diese Atemübung überall ohne grossen Aufwand durchführen.
Willst Du mehr über Pranayama und andere Atemtechniken lernen? Diese sind Inhalt meines Meditationskurses für AnfängerInnen und Anfänger. Finde mehr Informationen:
Die korrekte Sitzposition für Pranayama
Sitze bei Pranayama aufrecht und entspannt. Stelle Dir vor, Du würdest an einer Schnur hochgezogen, die direkt mm Scheitelpunkt des Kopfes (durch das Kronenchakra) nach oben in den Himmel verläuft. Diese Schnur zieht Dich sanft in die Höhe und gibt Dir ein Gefühl der Leichtigkeit und der Ausrichtung. Die Wirbelsäule sollte während der gesamten Übungszeit lang und gerade sein. Die Schultern, die Arme und die Hände hängen entspannt herunter. Deine Beine können im Padmasana (Lotus-Sitz) oder Sukhasana (bequemer Sitz) übereinandergeschlagen werden. Verwende dazu ein passendes Sitzkissen, damit Du entspannt die Lordose der Wirbelsäule erhalten kannst.
Ein kurzes Fazit zu Pranayama
Pranayama ist viel mehr, als nur eine einfache Atemübung. Es geht dabei den Körper und den Geist miteinander zu harmonieren und die Energie in die richtigen Bahnen fliessen zu lassen. Die grosse Auswahl an verschiedenen Atemübungen, erlaubt es einem genau die richtige für den jeweiligen Anlass zu wählen. Wie bei der Meditation, ist es auch beim Pranayama sehr wichtig kontinuierlich dranzubleiben. Erfahre mehr darüber, wie die Meditation Dir dabei hilft, gesund zu bleiben.