Die Wut in Dir

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Das stärkste Gefühl, das wir empfinden können, ist Wut. Oft unterdrücken wir diese Gefühle, doch sie können sich in Form von Ärger und Zorn manifestieren. Das Thema Wut ist komplex und kann negative Emotionen auslösen, wenn wir nicht lernen, damit umzugehen. Eine Möglichkeit, Wut abzubauen, ist, frische Luft zu schnappen oder der Wut im Bauch freien Lauf zu lassen, indem Du auf einen Sandsack einprügelst. Aber einfacher wäre es, die Wut im Keim ersticken zu lassen – aber das musst Du erstmal lernen. Es ist daher wichtig, sich bewusst mit der eigenen Wut auseinandersetzen und zu lernen, sie zu kanalisieren, anstatt sie zu unterdrücken. Finde mit einem kleinen Wut-Test heraus, was Dich wütend macht und lerne die eigene Wut zu verstehen und damit umzugehen.

Was macht Dich wirklich wütend? Finde es jetzt heraus und lerne am Ende eine Technik, um Deine Wut abzubauen.

Es können nur ein paar Worte, Zeilen oder auch nur ein Gesichtsausdruck sein, der uns vor Wut platzen lässt. In unserem Alltag begegnen wir dieser Emotion immer wieder. Vielleicht ist es noch gar nicht so lange her, als Du das letzte Mal wütend warst. Wut ist eine menschliche Basis-Emotion, der wir im Alltag immer wieder begegnen. Wenn jemand behauptet, er wäre nie wütend, dann frisst er die Wut in sich rein. Aber nicht nie wütend zu sein, ist schlichtweg nicht möglich. Wir empfinden Wut, wenn etwas oder jemand unsere „Grenzen“ überschreitet. Diese Grenzen können vielfältig sein: Physisch/haptisch (z. B. Distanz, unerwünschtes Anfassen) oder psychisch (verletzende Worte), aber selbst akustisch (zu laut sein) oder olfaktorisch (z. B. Ekelhafter Geruch). Wenn Du nicht mehr weisst, wann und warum Du Dich das letzte Mal innerlich aufgeregt hast, machen wir hier ein kleines Selbstexperiment. Du wirst Dich bestimmt in mindestens einer dieser Szenarien wiederfinden.

Was ist eigentlich Wut?

Der emotionale Zustand der Wut ist ein starkes, oft unkontrollierbares Gefühl, das durch Ärger, Frustration oder Enttäuschung ausgelöst wird. Wut kann ein völlig natürliches und sogar produktives Gefühl sein. In bestimmten Situationen kann Wut sogar hilfreich sein, um uns dazu zu motivieren, unsere Grenzen zu setzen oder uns für unsere Überzeugungen einzusetzen. In anderen Fällen kann Wut jedoch zu negativen Konsequenzen führen, wie zum Beispiel zu Aggressionen, Verletzungen oder sogar zu Straftaten.

Wut führt zu innerer Unruhe

Wenn wir wütend sind, fühlen wir uns häufig innerlich unruhig und angespannt. Diese Gefühle können dazu führen, dass wir uns selbst oder andere verletzen. Es ist wichtig, zu lernen, wie man mit der Wut umgeht, bevor sie uns überwältigt.

Wenn Du Dich täglich über den Strassenverkehr aufregst, über Leute, die Dir den Vortritt nehmen, die Atemgeräusche Deines Mitarbeiters, oder die leere Toilettenrolle, die Dir Dein Partner hinterlassen hat, dann solltest Du nun mit diesem Test loslegen!

Grund Nr.1 – Unehrlichkeit

Vielleicht ist Dir die Frage: „Und, hast Du schon mal gelogen?“ beim ersten Date begegnet. Tatsächlich setzen wir die Standards bei anderen Menschen in unserem Umfeld höher, als bei uns selbst. Das verändert aber nichts an der Tatsache, dass Unehrlichkeit in unserem „Inneren“ Wut auslöst. Wenn herauskommt, dass uns unser Partner oder unsere Partnerin angelogen hat, erleben wir einen grossen Vertrauensbruch. Zudem kann es auch zu einem mittelfristigen Realitätskonflikt mit unseren eigenen Werten kommen. Es müssen nicht einmal grosse Ereignisse sein, die uns komplett aus der Bahn bringen. Es reicht schon aus, dass wir herausfinden, dass unser Partner gar nicht beim Sport war, obwohl er Dir das vorher mitgeteilt hat. Die Folge ist, dass wir sehr oft überreagieren und intuitiv handeln.

Grund Nr.2 – Untreue

Hand aufs Herz: Jeder von uns hat sich wütend gefühlt, als er herausgefunden hat, dass der eigene Partner oder die eigene Partnerin einem Fremd gegangen ist. Untreue ist ein grosser Vertrauensbruch. Wenn wir herausfinden, dass unser Partner oder unsere Partnerin untreu war, dann werden wir aus unserem eigenen Realitätsschema heraus gerissen. In diesem Moment fühlen wir dutzende Emotionen. Wir können wütend auf unseren Partner, aber auch auf uns selbst sein, indem wir uns zum Beispiel Selbstvorwürfe machen. Unser Gehirn tut fast alles, um uns zu schützen. Wenn eine Person, die wir liebten, Unrecht tat und uns schwer verletzte, wollen wir sicherstellen, dass uns das nie wieder passiert. So entwickeln wir Vertrauensprobleme und lassen nie wieder Menschen an uns heran.

Grund Nr.3 – Arroganz

Jeder von uns ist schon mal so einer Person in der Schule, Universität oder spätestens auf der Arbeit begegnet: Eine Person, die sich gegenüber von uns arrogant verhält. Wir denken oftmals, dass sich diese Person für etwas Besseres hält und sich deswegen auf diese Art und Weise verhält. Manchmal ist es ausreichend, dass eine Person die “falsche” Geste macht, um uns wütend zu machen. Wut in unserem Inneren kann aber auch dadurch ausgelöst werden, dass diese Person einen Gefallen von uns nicht entgegennimmt oder sich in einem unangenehmen Sprachton mit uns unterhält.

Grund Nr.4 – Lügen

Dieser Grund ist dem ersten sehr ähnlich. Wenn wir herausfinden, dass uns eine Person angelogen hat, werden wir sehr schnell wütend. Dabei ist im ersten Moment auch das Motiv von der Person irrelevant, die uns angelogen hat. Im Fokus von unserem Bewusstsein steht die Lüge. Wenn uns jemand absichtlich anlügt, dann kochen bei uns die Emotionen hoch.

Grund Nr.5 – Rücksichtslosigkeit

Rücksichtslosigkeit hat jeder von uns schon mal erlebt. Als kleines Kind haben wir uns sehr schnell rücksichtslos von unseren Eltern behandelt gefühlt, weil wir zum Beispiel das Spielzeug nicht bekommen haben, was wir uns so sehr gewünscht haben. Ob wir uns von einer Person rücksichtslos behandelt fühlen ist von unserem eigenen Wertesystem abhängig. Wenn wir überhaupt keine Werte haben, dann wird es uns auch nicht interessieren, dass uns unser Partner die ganze Zeit sitzen lässt oder auf uns überhaupt keine Rücksicht nimmt. Genau anders sieht es aus, wenn uns Empathie sehr wichtig ist. Wenn Dich Dein Partner bei einem vereinbarten Treffen sitzen lässt oder seine Freunde nach Hause einlädt, obwohl Du ihm vorher schon mitgeteilt hast, dass Du für eine wichtige Prüfung lernen möchtest, dann fühlst Du Dich rücksichtslos behandelt. Die Folge von dieser Rücksichtslosigkeit ist dann Wut.

Grund Nr.6 – Verantwortungslosigkeit

Jeder von uns hatte schon mal eine Person in seinem Freundeskreis, Familienkreis oder sogar als Partner oder Partnerin, die niemals Verantwortung übernehmen wollte. Doch warum genau regt uns das überhaupt so sehr auf? Wenn wir aufwachsen bemerken wir, dass wir nicht nur immer mehr Freiheiten, sondern auch Pflichten und damit Verantwortung auf den Weg bekommen. Auch die Verantwortung für die Personen in unserem Umfeld wird grösser, wenn wir zum Beispiel eine Familie gründen. Das Ziel von diesem Prozess ist meistens die Selbstständigkeit, die sich auf das gesamte Leben ausweiten kann. Wenn wir nun die falsche Person ausgewählt haben mit der wir eine Familie gegründet haben, dann kann es sehr schnell passieren, dass die Verantwortung nur bei uns selbst hängen bleibt. Bereits bei kleinen Aufgaben im Haushalt kann die Wut über die Verantwortungslosigkeit unseres Partners Ausdruck finden. Verantwortungslosigkeit in unserem Freundeskreis kann uns ebenfalls zu Recht wütend machen, weil wir das Gefühl bekommen, die Verantwortung von unseren Mitmenschen alleine mittragen zu müssen.

Grund Nr.7 – Unfairness, wie z. B. Tierquälerei

Es sind grausame Bilder, die sich hinter den Kulissen von grossen Lebensmittelindustrien und Kosmetikmarken abspielen. Schon wenige Sekunden von einem Peta-Video reichen aus, um unser Wutlevel ganz weit nach oben zu tragen. Tiere sind keine Gegenstände, sondern können durch ihre Körpersprache, Geräusche und vor allem durch ihre Mimik Emotionen übertragen. Deswegen fühlen wir auch mit, wenn wir uns ein Video von einer Katze ansehen, die für ein neues Kosmetikprodukt gequält wird. Entscheidend ist hierfür auch, wie nah uns dieses Tier steht. Dieser Faktor kann von Kultur zu Kultur unterschiedlich sein. Bei uns haben Haustiere wie Katzen, Hunde und Meerschweinchen einen grossen Stellenwert, weil wir zu diesen Tieren eine tiefe emotionale Bindung pflegen. Wenn wir uns dann ein Video ansehen müssen, wo unsere liebste Katze gequält wird, dann ist unser Wutlevel viel schneller auf dem Höchstlevel, als wenn wir uns zum Beispiel ein Schlachtvideo von einer Kuh ansehen müssen. In Teilen von Südamerika, wo Meerschweinchen zu einer Delikatesse gehören, kann diese Tatsache genau anders herum verlaufen. Dennoch sind sich die meisten Menschen wie Du auch darüber einig, dass Tierquälerei moralisch verwerflich ist. Deswegen sind wir auch zu Recht wütend, wenn wir uns Tierquäler-Videos anschauen. Empathie spielt hierbei eine besonders grosse Rolle. Wenn Du nämlich keine Empathie besitzen würdest, dann könntest Du Dich auch kaum darüber aufregen, dass eine Katze oder ein Hund für ein neues Kosmetikprodukt gequält wird.

Unfairness macht uns wütend, weil sie unsere Erwartungen und Vorstellungen von Gerechtigkeit und Gleichheit verletzt. Unser Verstand ist auf die Wahrnehmung von Fairness und Unfairness programmiert, weil sie für unsere Überlebenschancen und unsere Fähigkeit, in sozialen Gruppen zusammenzuarbeiten, von entscheidender Bedeutung sind. Wenn wir glauben, dass etwas ungerecht ist, aktiviert das bestimmte Bereiche im Gehirn, die für Emotionen wie Wut und Frustration verantwortlich sind.

Wie entsteht Wut?

Wut steckt in uns allen! Die aufgestaute Wut steckt bereits in Dir und sucht nur nach einem Ausweg. Du suchst unbewusst nach einer Möglichkeit Deine unterdrückte Wut loszuwerden, man kann auch sagen “den Dampf abzulassen”. Du führst also, ohne es zu wissen, konkrete Situationen herbei, die Dir eine “Abreaktion” ermöglichen. So kommt es, dass selbst dann, wenn wir nur an Vorkommnisse denken, welche bei uns die Auslöser von Wut sind, wir uns bereits wütender fühlen.

Warum solltest Du Wut loswerden?

Gedanken und Gefühle sind miteinander verbunden und können sich gegenseitig verstärken oder abschwächen. Wenn Du zum Beispiel an etwas Schönes denkst, wird dieser Gedanke wahrscheinlich ein angenehmes Gefühl hervorrufen. Wenn Du jedoch an etwas Negativem denkst, kann dieser Gedanke negative Gefühle hervorrufen. Gedanken und Gefühle haben also die Fähigkeit, sich gegenseitig zu beeinflussen und zu verstärken. Es ist wichtig, darauf zu achten, was wir denken und wie wir uns fühlen, da diese Gedanken und Gefühle unser Verhalten und unsere Perspektive auf die Welt beeinflussen können. Lerne hier mehr über die Macht der Gedanken.

Ein symbolisches und zum Nachdenken anregendes Bild, das das Konzept von Wut und deren Bewältigung illustriert. Die Szene könnte eine Person in einem Moment der Introspektion oder Ruhe zeigen, möglicherweise nachdem sie Wut erfahren hat. Die Person ist in einer Pose dargestellt, die Reflexion suggeriert, wie zum Beispiel sitzend mit dem Kopf in den Händen oder kontemplativ in die Ferne blickend. Der Ort könnte irgendwo sein, der ein Gefühl von Frieden oder Auflösung vermittelt, wie ein ruhiger Raum, ein friedvoller Außenbereich oder inmitten beruhigender Elemente der Natur. Das Bild vermittelt subtil die Reise von Wut zu Gelassenheit und die Bedeutung von emotionaler Regulierung und Selbstbewusstsein.

Innere Wut loswerden

Natürlich will ich Dich jetzt nicht so da stehen lassen und zeige Dir, wie Du Deine innere Wut loswerden kannst. Also hier eine ganz einfache Anleitung aus der Meditation:

Schliesse Deine Augen und denke nun an eine Situation, in welcher Dir jemand Unrecht getan hat. Gehe in Gedanken in der Zeit zurück und an den Ort, wo das geschehen ist. Stelle Dir die Person vor Deinen Augen vor.

Dann liest Du Ihr die Anklage vor! Du kannst Ihr sagen, wie wütend und enttäuscht Du bist.

Dann entschuldigst Du Dich bei dieser Person mit dem Satz: “Ich entschuldige mich, falls ich Dir Unrecht getan habe.” Dann stellst Du Dir vor, wie die andere Person dieselben Worte zu Dir spricht. Anschliessen vergibst Du der Person und umgekehrt.

Eigentlich ist es wirklich nichts Neues und in vielen “alten Texten” zu finden. Vishen Lakhiani, ein erfolgreicher Unternehmer, welcher diese Meditationstechnik perfektioniert hat, sagt hier, dass jede Anklage gegen eine Person auch eine Anklage gegen sich selbst ist und empfiehlt diese Übung seit Jahren, um entspannter, souveräner und gelassener durch den Geschäftsalltag gehen zu können.

Fazit

Verletzt zu sein ist Teil des menschlichen Zustandes. Allerdings ist es meiner Meinung nach Deine Entscheidung, verletzt zu bleiben. Wenn Du also Deine Wut loswerden willst, dann solltest Du anfangen Deinen “Vergebungs-Muskel” zu trainieren. Du kannst diese Technik in Deine tägliche Meditation integrieren. Wenn Du noch nicht meditierst, dann empfehle ich Dir diese Meditation für Anfänger.

Marc Dietschi ist ein erfahrener Meditationslehrer & Berater, der sich leidenschaftlich dafür einsetzt, Menschen zu helfen, ihr Leben positiv zu verändern.

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