Ehrfurcht – wenn das innere Gefühl der Ergriffenheit die Welt auf einmal still stehen lässt
Es gibt Momente, die unser rationales Denken für einen Moment still liegen lassen und wo uns das Universum uns öffnet. Dies kann bei einem Morgenspaziergang an einem Strand in einem fremden tropischen Land passieren oder wenn wir anfangen zu meditieren und unseren Gedankengängen einen kurzen Moment ausschalten. In diesen Momenten sind wir von dem inneren Gefühl der Ergriffenheit und «Berührt Sein» betroffen. Experten bezeichnen dieses innere Gefühl auch als Ehrfurcht (engl «awe»).
Was ist eigentlich Ehrfurcht?
Ehrfurcht ist mehr als nur Achtung oder Scheu. Wenn wir erstaunt sind und Ehrfurcht verspüren, fühlen wir uns ganz klein, aber dennoch ist die Emotion weder nur negativ wie Angst noch nur positiv wie Freude – es ist mehr ein Gefühl des Respekts, kombiniert mit etwas Staunen, Furcht oder Verwunderung.
Ehrfurcht Definition
Der Begriff «Ehrfurcht» kommt ursprünglich aus dem religiösen Kontext und hat sich heutzutage zur ethischen Grundhaltung weiterentwickelt. Im Vergleich zu vielen anderen Emotionen ist Ehrfurcht angeboren. Sie ist weitaus komplexer als andere Gefühle, wie zum Beispiel Angst oder Aufregung.
Theologen und Philosophen beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit mit den Auswirkungen von Ehrfurcht. Fakt ist: Die evolutionäre Herleitung von dem Begriff «Ehrfurcht» lässt sich nicht klar und deutlich erkennbar machen und ist daher auch spekulativ zu bewerten. Laut Studien und Untersuchungen von der amerikanischen Professorin Melanie Rudd kann Ehrfurcht einen grossen Einfluss auf das Zeitverständnis von einem Individuum nehmen und es auch langfristig verändern.
Beispiele für Ehrfurcht
Wenn wir beispielsweise beeindruckende Bauwerke, wie die Pyramiden oder einen religiösen Tempel im Ausland besuchen, können wir ebenfalls Ehrfurcht empfinden und das Gefühl bekommen, dass die Zeit langsamer voranschreitet. Dennoch ist das Wort «Ehrfurcht» im Deutschen dennoch sehr negativ behaftet. Das liegt vor allem daran, weil wir das Wort durch die Komponente «Furcht» mit unseren Ängsten gleichsetzen oder verbinden.
Ehrfurcht ist aus spiritueller Sicht, jedoch als ein Gefühl von Respekt, Hochachtung und Liebe zu betrachten. Wenn wir zum Beispiel etwas Aussergewöhnliches betrachten, dann können wir dafür ein tiefes Gefühl von Respekt empfinden, ohne vor dieser Sache Angst zu haben. Oftmals sind es Momente und Situationen, wo wir vor etwas Grossem stehen und uns überwältigt fühlen. Ein Aufstieg auf den Alpen kann beispielsweise auch Ehrfurcht in einem Menschen hervorrufen.
Ehrfurcht vor Gott
Es müssen aber nicht zwingend immer einzigartige und neue Landschaften sein, die in uns Ehrfurcht hervorrufen. Ein Gespräch mit einer bestimmten Person kann ebenfalls ein tiefes Gefühl von Ehrfurcht in uns entfachen. Meistens ist dies der Fall, wenn wir ein tiefgründiges Gespräch mit einer älteren Person führen, die uns wichtige Lebensweisheiten auf den Weg gibt. Die gleiche Wirkung kann auftreten, wenn aus fremden Menschen in einem unbekannten Land auf einmal Freunde werden. Viele Männer und Frauen empfinden auch Ehrfurcht, wenn sie ihren «Seelenpartner» oder ihre «Seelenpartnerin» fürs Leben gefunden haben. Für viele religiöse und spirituelle Personen kann auch der Tod von einem Menschen tiefe Ehrfurcht in ihnen auswirken.
Seit Jahren streiten sich Theologen und Philosophen über die Definition. Denn in der Religion wird oftmals nur die Komponente «Gott» beleuchtet. Der Begriff «AWE» also «Ehrfurcht» auf Englisch wird auch in der Wirtschaftspsychologie seit einigen Jahren behandelt – er gilt als einer der stärksten «Shake-Triggern», resp. Emotion, die im viralen Marketing hervorgerufen werden müssen, welche zu einer bestimmten Handlung führen kann. Einer der Psychologen, der sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt, heisst Dacher Keltner. Er beschreibt Ehrfurcht als eine Emotion, die in uns ausgelöst wird, wenn wir etwas erfahren, was ausserhalb von unserer Kontrolle und Vorstellungsvermögen liegt.
Deswegen erfahren viele Menschen Ehrfurcht meistens auch nur ausserhalb von alltäglichen Situationen. Backpacker erleben auf ihren Reisen immer wieder das Gefühl von Ehrfurcht, weil sie auf physischer, emotionaler und sozialer Ebene immer wieder auf Dinge treffen, mit denen sie nicht gerechnet hätten. Wir können im Alltag aber auch Ehrfurcht empfinden, wenn z. B. in einem TED-Talk ein Speaker eine tiefgründige, einleuchtende Aussage macht, mit der wir überhaupt nicht gerechnet hätten.
Was kann Ehrfurcht hervorrufen?
Ehrfurcht ist ein Gefühl der Hochachtung und des Respekts, das von etwas oder jemandem hervorgerufen wird, das oder der als aussergewöhnlich, bedeutsam oder heilig angesehen wird. Dies kann beispielsweise durch die Schönheit und Grösse der Natur, durch grosse Leistungen und Errungenschaften oder durch die Macht und Stärke von Personen oder Institutionen geschehen. Ehrfurcht kann auch durch religiöse oder spirituelle Erfahrungen hervorgerufen werden, die die Menschen als heilig und ehrfurchtgebietend empfinden.
Lerne wieder zu staunen, denn in der Regel wird Ehrfurcht von etwas oder jemandem hervorgerufen, das oder der als bedeutsam und einzigartig angesehen wird. Dies kann zu tiefen Gefühlen der Anerkennung und Bewunderung führen und die Menschen dazu veranlassen, ihre Haltung und ihr Verhalten zu ändern, um die Ehrfurcht und den Respekt zu zeigen, die das Objekt oder die Person verdient. Ehrfurcht kann auch dazu führen, dass Menschen ein besseres Verständnis von sich selbst und von der Welt um sie herum erhalten und ihre Perspektive zu erweitern.
Die Ehrfurcht wieder erlernen mithilfe der Meditation
Zudem gibt es auch Praktiken, die Dich das Gefühl der Ehrfurcht im Alltag empfinden lassen: so zum Beispiel die Meditation. In einem Zustand der kompletten Entspannung kann es vorkommen, dass man sich als «kleines Sandkorn» mit dem ganzen Kosmos verbunden fühlt. Ausserdem stärkt Meditation auch die Empathie und macht glücklicher. Mittlerweile wird Meditieren aus total unterschiedlichen Motiven eingesetzt, die teilweise wissenschaftlich fundiert sind – andere lassen sich noch nicht wissenschaftlich erklären. Wenn Du also das Gefühl von Ehrfurcht in Deinem Leben vermisst, dann liegt es daran, dass Du im Stress des Alltages und innere Unruhe keine Zeit mehr für die Faszination des Lebens hast. Stress lässt viele nicht-überlebenswichtige Funktionen Deines Körpers und Deines Verstandes ausschalten. Wenn Du zurück in ein entspanntes und faszinierendes Leben willst, dann besuche doch meinen Meditationskurs in Solothurn oder Meditationskurs in Bern.
Inspirierend, freue mich über die komplexe Beschreibung eines wunderbaren Gefühls!
Ich bin Bergsteiger, habe aber noch nie Ehrfurcht gehabt! Angst, ja. Respekt, immer. Freude, meistens. Aber Ehrfurcht, was soll das sein!
Da dieser Ausdruck für mich meist mit Religion, Schöpfung und Obrigkeit assoziiert ist, lehne ich ihn ab. Dass dieses Gefühl angeboren sein soll, halte ich für unmöglich und nicht beweisbar!