Kampfkunst

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Kampfkunst ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von asiatischen und nicht-asiatischen Systemen zur Erhaltung der Gesundheit und zur Selbstverteidigung. Dazu gehören beispielsweise Krav Maga, Escrima, Baguazhang oder Wing Tsung. Diese Systeme umfassen sowohl körperliche Techniken als auch mentale und spirituelle Aspekte.

Der Unterschied zwischen Kampfsport und Kampfkunst ist nicht immer klar definiert und hängt manchmal von der Perspektive des Betrachters ab. Während man sich in der Kampfkunst mehr auf die Selbstverteidigung, die mentalen und spirituellen Aspekte, sowie Tradition und historischen Hintergrund konzentriert, liegt der Fokus in Kampfsportarten (Boxen, Kickboxen oder Ringen) auf dem Wettkampf, den Regeln und der Verletzungsvermeidung.

Wie alt ist die Kampfkunst?

Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung – aber eine plausible Vermutung….
Ich glaube, die Kampfkünste (englisch: martial arts) kamen Hand in Hand mit der Entwicklung des Ackerbaus und der damit verbundenen Sesshaftigkeit. Denn von diesem Zeitpunkt an galt es Besitztümer zu verteidigen und dazu benötigte man Krieger. Damit will ich nicht behaupten, dass es vorher keine Auseinandersetzungen gegeben hat. Selbst organisierte Kriege setzen lediglich eine komplexe Sprache voraus, über die wir zu dem Zeitpunkt schon lange verfügten. Unsere Vorfahren waren aber zumindest körperlich anderen Zeitgenossen unterlegen und nutzten die Sprache wohl, um einander vor Gefahren zu warnen.

Die Entstehung der Waffen

Waffen kannte der Mensch auch schon vor dem Ackerbau: so benützte er den Speer, um seine Beute aus Distanz zu erlegen. Die Weiterentwicklung dieser Waffe war Pfeil und Bogen. Damit konnte die Distanz zur Beute konnte vergrössert und das Risiko selber verletzt zu werden verringert werden.

Diese Waffen wurden somit für die Jagt entwickelt. Ich bin kein Historiker und auch kein Archäologe, aber für mich logisch wäre, dass bei den eher seltenen Auseinandersetzungen genau diese Jagdwaffen zum Einsatz kamen. Die Gesamtpopulation war damals noch ziemlich gering – und wahrscheinlich war eher Kooperation als Konfrontation an der Tagesordnung. Man überlege sich nur, wie viele Menschen dazu notwendig gewesen sind, um ein einzelnes Mammut zu erlegen, zerlegen und zu verspeisen.

Die Entstehung des Kriegers

Doch dann kam die Revolution: Vor etwa 10’000 Jahren gab es plötzlich aufwändig produzierte Messer, die grösser und stabiler waren, als diejenige, die man zum Zerlegen von Tieren gebraucht hätte. Ihre Form zeigt, dass sie von jemandem entwickelt wurden, der Erfahrung hatte, wie man gegen andere bewaffnete Menschen kämpft. Somit tauchten erste Waffe auf, die nicht von Jägern, sondern von Kriegern erfunden wurde! Im Gegensatz zum Speer oder dem Pfeilbogen ist die Produktion eines Schwertes zeitaufwändig, erfordert Präzision und das nötige Know-how!

Und so ist das auch mit der Verwendung eines Schwertes. Schwertkampf ist eine schwierig zu erlernende Fähigkeit, die der Jäger und der Farmer nicht benötigten. Das Risiko, sich selbst zu verletzen, ist ziemlich hoch. Somit war dies die Geburtsstunde der Kampfkünstler! Menschen, die lernten gegen andere Menschen zu kämpfen, um sich selbst und ihre Besitztümer zu verteidigen. Mit der Entdeckung der Bronze kamen dann Schwert und Schild zum Einsatz, wie sie (nur wenig weiterentwickelt und aus Stahl) von einigen Armeen bis vor 100 Jahren noch verwendet wurden. Wahrscheinlich hatte ein Stamm je nach seiner Grösse nur eine Handvoll Krieger. Denn sie waren damals schon aufwändig im „Unterhalt“. Diese Leute wurden für einen Kampf ausgebildet und somit in einer Kampfkunst geschult.

Der meist schwere Schild ist ein Hinweis darauf, dass er zum Kampf gegen andere bewaffnete Krieger verwendet wurde. „Zivilisten“ wurden vielleicht verschont, zurückgelassen oder am wahrscheinlichsten als „Rangniedrigste“ in den „Siegerstamm“ aufgenommen. Wenn das nicht so wäre, hätten wir heute nicht die Genvielfalt, die wir haben. Ich bezweifle sehr, dass dieser „Ehrencodex“ (Ethik) ein Zufallsprodukt war. Viel wahrscheinlicher ist, dass er einer Art Ur-Religion, nennen wir diese mal einfachheitshalber mal „Schamanismus“ entsprungen ist, nicht? So sind auch heute noch Ethik und Moral Teile der meisten Kampfkünste.

Die Zeit der Soldaten

Irgendwann kam dann die Zeit der Eroberungen. Könige bauten riesige Armeen auf. Einfache junge Männer wurden rekrutiert, von erfahrenen Kriegern ausgebildet, mit Waffen ausgestattet und auf das Schlachtfeld gestellt. Nicht mehr die Fertigkeiten waren wichtig, sondern die Anzahl! So entstanden die Soldaten und die Kriegerelite wurde „überflüssig“.

Die Jahrtausende alte Tradition der Krieger lebte jedoch weiter. Das Wissen wurde von Vater, dem Sohn oder vom Meister auserwählten Schülern weitergegeben. Diese Kampfkunst bestand aus Techniken, Ritualen, Philosophie und Medizin, die aus einer Zeit, in der ein einzelner Krieger noch eine hohe Bedeutung hatte, stammten. Aus dieser Tradition heraus sind wahrscheinlich die meisten Kampfkünste entstanden. Kampfkünste gibt es nicht nur in Asien, sondern in fast allen Ländern der Welt.

Ein dynamisches und energiegeladenes Bild, das verschiedene Kampfkunststile veranschaulicht. Die Szene zeigt eine Reihe von Personen unterschiedlicher Altersgruppen und Herkunft, die jeweils eine andere Disziplin der Kampfkunst demonstrieren, darunter Karate, Judo, Taekwondo und Kung Fu. Der Ort ist ein geräumiges, gut ausgestattetes Dojo mit Trainingsmatten, Spiegeln und traditioneller Dekoration. Die Teilnehmer sind in Aktion und zeigen Bewegungen wie Tritte, Schläge und defensive Stellungen, die Stärke, Disziplin und Konzentration betonen.

Kampfkunst und Gesundheit

Kampfkunst ist nicht nur eine Form der Selbstverteidigung, sondern auch ein kraftvolles Werkzeug zur Förderung der körperlichen und geistigen Gesundheit. Regelmässiges Training in Disziplinen wie Karate, Judo, Taekwondo oder Kung Fu stärkt den Körper, verbessert die Koordination und erhöht die allgemeine Fitness. Durch die Kombination von aeroben und anaeroben Übungen tragen Kampfkünste zur Herzgesundheit bei und können helfen, das Körpergewicht zu regulieren. Auf mentaler Ebene fördern sie Disziplin, Konzentration und Selbstvertrauen. Die Praxis der Kampfkünste beinhaltet zudem oft meditative Elemente, die Stress abbauen und zur emotionalen Balance beitragen. Somit bieten Kampfkünste einen ganzheitlichen Ansatz zur Steigerung des Wohlbefindens und der Lebensqualität.

Kampfkunst und Gewalt

Wo sind sie heute? Unsere europäischen Kampfkünste sind fast komplett verloren gegangen. Die aus Japan, China, Russland und Korea importierten Kampf- oder Selbstverteidigungs-Künste, welche heute in der Schweiz anzutreffen sind, vernachlässigen zum Teil die Philosophie, Rituale, Medizin und Meditation eines ganzheitlichen Kampfkunst-Unterrichts. Diese Tatsache kann laut folgenden Studien zur Steigerung negativer Persönlichkeitsmerkmalen führen:

An der Texas A&M University wurde von Dr. Michael Trulson kurz zusammengefasst Folgendes festgestellt:

Das Praktizieren traditioneller Kampfkünste kann zu einer Abnahme der Jugendkriminalität beitragen. Doch die „modernisierten“ Formen, der Kampfkünste fördern bei kriminell gefährdeten Jugendlichen eher deren Hang zur Aggressivität.
Die Untersuchungen ergaben, dass bei Kriminellen, denen sowohl die traditionelle Philosophie und Psychologie der Kampfkünste als auch deren psychische Aspekte nahe gebracht wurden, schon nach einem Jahr eine verminderte Aggressivität, eine geringere Ängstlichkeit, ein gesteigertes Selbstwertgefühl und ein ausgeprägtes Bewusstsein sozialer Werte beobachtet werden konnten.

Eine von der Zeitschrift „Human Relations“ veröffentlichte Studie zeigt, dass Jugendliche, die auch die philosophischen Aspekte der Kampfkünste kennenlernen, eindeutig geringere Tendenzen zur Kriminalität aufweisen, während das kriminelle Verhalten bei denen anwuchs, die ausschliesslich in Schlag- und Tritttechniken unterwiesen wurden.

Kampfsport und Meditation

Im Gegensatz zu einer Kampfkunst ist Kampfsport eine „versportlichte“ Variante einer für das Schlachtfeld entwickelten Kampfkunst. Die meisten Kampfsportarten haben strikte Regeln, welche entwickelt wurden, um das Verletzungsrisiko im Wettkampf zu reduzieren. Zudem wurden „letale“ (lebensgefährliche) Techniken komplett aus den Systemen entfernt. Dies führt zu heftigen Diskussionen und auch zu Herausforderungen zwischen Praktizierenden einer traditionellen Kampfkunst und Kampfsportlern. Angefangen bei Karate Kid über Videos aus China von echten Kämpfen bis hin zu organisierten MMA-Fights kriegt man von beiden Seiten „Beweise“ zu sehen, welche Art des Trainings überlegen sein soll.

Ich distanziere mich von diesen Diskussionen und weise darauf hin, dass 99 % der Trainierenden, wohl keine Wettkampf-Ambitionen haben und daher die Gesundheits- und Selbstverteidigungsaspekte primär zu betrachten sind.

Wenn man eine Kampfkunst trainiert, ist das Training mehrheitlich sehr schonend für Gelenke, Sehnen und Muskeln – da es in der Zeit ihrer Entstehung keine Spitäler gab – ausserdem ist das Training meist ganzheitlich. Es stärkt den Körper, durch Bewegung, die emotionale Fitness durch Meditation und die geistige Fitness durch komplexe Formen. Kampfsporttraining vernachlässigt oftmals einen oder mehrere diese Aspekte. Dadurch kann es sinnvoll sein, wenn Du Dich zum Beispiel für Kickboxen-Training entscheidest, ergänzend Qi Gong oder Meditation zu praktizieren.

Trends wie eine Zunahme des Bewusstseins für Gesundheit oder körperliche Leistungsfähigkeit haben viele moderne Kampfsportarten hervorgebracht. Ob diese in einem Jahrhundert noch bestehen werden, bezweifle ich in dieser Stelle sehr …

Kampfkunst vs. Kampfsport

Was ist nun besser? Dies ist eine subjektive Frage, die keine klare Antwort hat. Ich bin der Meinung, dass Kampfkunst die bessere Wahl als Kampfsport ist und das aus folgenden Gründen:

  • Kampfkunst erfordert ein höheres Mass an Technik und Präzision, Kampfkunst ist eine Kunstform, die seit Jahrhunderten praktiziert wird.
  • Im Kampfsport konzentriert man sich primär auf die körperlichen Aspekte des Kampfes, während in einer Kampfkunst auch die mentalen und emotionalen Aspekte des Kampfes berücksichtigt werden.

Vielleicht tue ich dem Kampfsport mit diesen Aussagen etwas unrecht, denn die ganzheitliche Herangehensweise findet man in der Zwischenzeit auch im Kampfsport. Es gibt zwar viele Videos auf YouTube, in denen Kampfkünstler gegen Kampfsportler antreten und den Kampf verlieren. Dennoch bin ich überzeugt, dass man, dadurch, dass in der Kampfkunst mehr Wert auf die Selbstverteidigung gelegt wird, in einer echten Selbstverteidigungssituation als Kampfkünstler besser aufgestellt ist, als ein Kampfsportler.

Eine Kampfkunst erlernen?

Aber eine traditionelle Kampfkunst zu erlernen und zu praktizieren, heisst, sie zu leben – ganzheitlich, wie sie über Jahrhunderte von Kriegern entwickelt und von Meistern weitergegeben wurde. Dies setzt voraus, dass sie auch wirklich vollständig überliefert wurde. Warum ist das so wichtig? Da die Kampfkunst einen Vorteil gegenüber allen anderen Sportarten hatte: die natürliche Selektion! Techniken und Methoden, welche nicht funktionierten, oder über längere Zeit zur Beeinträchtigung der Gesundheit führten, sind zusammen mit den Praktizierenden ins Walhalla.

Kampfkunst erhält Deine Fitness und ist nachweislich schonend für Deinen Körper. Ich habe im folgenden (spontan entstandenen) Video eine Aufwärm-Übung und die 8 Bewegungen des Pammachon präsentiert. Pammachon ist eine Jahrtausende alte Kampfkunst:




Auch wenn das Beispiel vielleicht nicht gerade das überzeugendste Marketing-Video darstellt – Du siehst jedoch, dass die Bewegungen nicht schwierig zu erlernen sind. Sie sind auch nicht sonderlich anstrengend, aber dennoch trainierst Du damit Deinen ganzen Körper. Daher solltest Du keine Experimente wagen, sondern eine Kampfkunst erlernen, für welche es „Langzeit“-Erfahrungswerte gibt. Damit Du weisst, in welche Richtung sich Deine geistige und körperliche Gesundheit entwickelt wird.

Oh, ich muss hier Schluss machen, gleich kommt “Ninja Warrior Germany” und dann gehe ich ins “BODYCOMBAT” …

BodyCombat ist ein Fitness-Programm von LesMills, welches Kampfsport-orientierte Bewegungen enthält. Das macht echt Spass, ist aber keine Kampfkunst :-)

Ich selber habe über 20 Jahre Erfahrung in diversen Kampfkünsten und Kampfsportarten und praktiziere selbst seit über 10 Jahren Long Men Pai Qi Gong. Ein paar Jahre lang habe ich Yoseikan Budo und Kickboxen unterrichtet – habe mich aber dann auf die Meditation fokussiert. So sind einige einfache Qi Gong-Formen in meinen Meditationskursen zu finden. Wenn Du aber an Kampfkunst interessiert bist, so kann ich kann Dir mit bestem Gewissen Stefan Marcec (ZH) als DEN Experten für authentische Kampfkünste, Ta Chi, Qi Gong und Wisdom of the Body empfehlen. Kein Anderer wird Dir ein solches Wissen und Können vermitteln.

Fazit

Die Kampfkünste haben eine lange Geschichte und haben uns über Jahrtausende begleitet. Sie dienen nicht nur der Erhaltung der körperlichen Unversehrtheit, sondern auch der Gesundheit. Ich habe festgestellt, dass viele Kampfkünstler sehr ordentliche Menschen sind und auch auf ihre Ernährung achten. Wenn Du den Artikel nun ganz gelesen hast und noch immer unschlüssig bist, ob Du nun eine Kampfkunst erlernen oder lieber eine wettkampforientierte Kamfsportart praktizieren willst, könntest Du aber vielleicht noch etwas darüber meditieren.

Marc Dietschi ist ein erfahrener Meditationslehrer & Berater, der sich leidenschaftlich dafür einsetzt, Menschen zu helfen, ihr Leben positiv zu verändern.

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