Gehmeditation – Meditieren beim Spazieren gehen

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Gehmeditation ist vielleicht eine der einfachsten Arten zu meditieren. Du brauchst keine spezielle Ausrüstung oder besondere Umgebung. Alles, was Du brauchst, ist ein ruhiger Ort zum Gehen und Deine Aufmerksamkeit. Du kannst es in einem Park, in Deinem Garten oder sogar in Deinem Haus machen. Es ist eine grossartige Möglichkeit, Meditation in Deinen Alltag zu integrieren, besonders wenn Du einen aktiven Lebensstil hast.

Es gibt verschiedene Arten der Gehmeditation. Diese möchte ich Dir hier kurz vorstellen. Was alle Stile gemeinsam haben ist, dass man sie im Freien machen sollte. Die Geschwindigkeit des Gehens, die Art der Visualisierung, die Atemtechnik, sowie weitere Details gehen sind aber von Schule zu Schule unterschiedlich. Ich habe die «Gehende Meditation» vor rund 10 Jahren kennengelernt und habe die verschiedenen Techniken ausprobiert und teilweise kombiniert.

Die Gehmeditation im Daoismus

Dies ist die erste Variante, die ich gelernt habe. Es ist auch diejenige, die ich heute noch praktiziere. Ich erkläre Dir in diesem kurzen Video, wie Du diese Gehmeditation machen kannst. Beachte aber die wichtigen Punkte, welche ich anschliessend noch nenne.

Diese Art der Meditation im Gehen eignet sich hervorragend, um die körperliche Fitness zu steigern und die Gesundheit zu erhalten. Sie bildet einen guten Ausgleich zum stressigen Alltag und kann sehr entspannend wirken. Ich habe im Video bewusst, die energetischen Aspekt weggelassen. Denn, um diese zu verstehen, benötigst Du ein paar weitere Informationen, die ich Dir hier gleich mitgeben werde:

Die San Bao

Oberes Dantien: Im oberen Dantien befindet sich “Shen”, das Bewusstsein. Es befindet sich im Kopf zwischen den Augen an der Stelle der Hypophyse (Pineal Gland). Es entspricht ungefähr dem 6. Chakra, also dem 3. Auge. (Erleuchtung, Vision, Klarheit, psychische Phänomene)

Mittleres Dantien: Im mittleren Dantien speichern wir die Energie Chi, also die Energie der Organe des Körpers, sowie der Atmung und des Herzschlages, jedoch auch gewisser Emotionen. Es entspricht dem Herz-Chakra. (Emotion, Zeit, Erfahrungen)

Unteres Dantien: Hier befindet sich das Jing, also die Essenz oder Lebensenergie des Körpers. Das untere Dantien befindet sich etwa 3 Fingerbreiten unten dem Bauchnabel. Es entspricht ungefähr dem Nabelchakra. (Fortpflanzung, reproduktive Kraft, innere Kraft, Hormone)

Bei der Meditation im Gehen sollte die Aufmerksamkeit auf das untere Dantien gerichtet sein, der Blick jedoch in die Ferne gerichtet. Du solltest weder zum Boden (Yin) noch zum Himmel (Yang) schauen, sondern horizontal in die Unendlichkeit.

Beim Gehen atmest Du nun aus der Unendlichkeit des Universums Energie zu Deinem unteren Dantien ein. Anschliessend atmest Du wieder Energie zurück in die Unendlichkeit aus. Im Long Men Pai Qi Gong nennt man das auch „Porenatmung“. Es gibt viele verschiedene Variationen dieser Atmung. Beispielsweise atmet man Energie nur aus der unmittelbaren Umgebung bis zu allen Poren des Körpers oder auch nur von den Poren des Körpers zu einem der Energiezentren und komprimiert sie anschliessend, während man den Atem anhält. Ich will aber an dieser Stelle nicht genauer auf die Porenatmung eingehen, da dies den Rahmen dieses Artikels sprechen würde.

Die Rolle der Unendlichkeit in der Gehmeditation

In allen mit bekannten Formen der Gehmeditation spielt die Unendlichkeit eine zentrale Rolle. Ob nun in den traditionellen Stilen oder auch bei modernen Motivationstrainern wie beispielsweise Tony Robbins oder Dr. Joe Dispenza soll man sich als Teil des grossen Ganzen (Dao, Universum, die Leere) fühlen. Die Leere oder Unendlichkeit ist wichtig, da sie die Energie und die unendlichen Möglichkeiten beherbergt. Du musst Dich also als Teil des Ganzen fühlen, damit verschmelzen, denn eigentlich bist Du das Ganze. Damit schaltest Du all die analytischen Gedankengänge auf Stand-by.

Im Wachzustand werden wir normalerweise alles aus, was wir sehen und hören und machen uns Gedanken über mögliche Konsequenzen der Erfahrungen, die wir gemacht haben. Damit drehen wir uns fortlaufend mit den Gedanken im Kreis und verschwenden damit unsere beschränkte Energie. Genau dieser Kreis wird bei der Meditation unterbrochen. Sobald dieser analytische “Mind” ausgeschaltet wird, können wir den Moment zu 100 % wahrnehmen und das grosse Ganze erfassen und auch verändern.

Gehende Meditation nach Tony Robbins

Tony Robbins verbindet die Gehmeditation mit Affirmationen. Anstelle einfach die Schritte zu zählen, die in der erstgenannten Methode, soll positive Sätze bilden, welche die richtige Anzahl Silben enthalten, um sie als Affirmation während des Gehens zu verwenden. Das klingt zwar jetzt etwas kompliziert, ist aber ganz einfach anhand von einem Beispiel erklärt.

Du fühlst Dich gestresst und müde? Dann solltest Du einen Satz bilden, wie z. B.:
„Mit jedem Schritt und Tritt, werd’ ich entspannt und wach!“
So hast Du 6 Silben zum Einatmen und 6 Silben zum Ausatmen. Nun wiederholst Du das beim Gehen.

Der zweite Tipp von Tony Robbins ist die Verwendung von Mudras. Du hältst bei den ersten 6 Schritten Daumen und Zeigefinger derselben Hand zusammen, danach 6 Schritte lang Daumen und Mittelfinger, dann Daumen und Ringfinger, Daumen und der kleine Finger – beginne dann wieder von vorne. Du kannst Du Finger auch einmal pro Schritt zusammen „tippen“. Damit erhöhst Du den haptischen Input.

Meditationen im Gehen von Dr. Joe Dispenza

Dr. Joe Dispenza, ein bekannter Neurowissenschaftler und Bestsellerautor, hat eine einzigartige Methode der Gehmeditation entwickelt. Die Gehmeditationen von Dr. Joe Dispenza sind etwas anders als die beiden obengenannten. Seine Methode kombiniert Elemente der Achtsamkeit und Visualisierung, um eine tiefe Verbindung mit dem Universum herzustellen. Während der Gehmeditation nach Joe Dispenza konzentrierst Du Dich auf das Gefühl der Bewegung und die Empfindungen in Deinem Körper, während Du gleichzeitig eine positive Zukunft visualisierst. Diese Methode kann sehr kraftvoll sein und Dir helfen, positive Veränderungen in Deinem Leben zu manifestieren.

Anleitung

Die Atemtechniken macht man im Sitzen oder im Stehen, und läuft anschliessend los, ohne anschliessend dem Atem viel Aufmerksamkeit zu schenken, wobei die Visualisierungen ähnlich der ersten Methode sind. Man soll sich auch mit dem Ganzen, er nennt die Unendlichkeit “The Void“, verbinden – Weniger sich selbst sein, sondern mehr des Ganzen. Erst wenn man sich in dieser Leere befindet, in welcher alle Möglichkeiten existieren, sucht man nach der Veränderung, die man haben möchte, die ja im Feld der unendlichen Möglichkeiten bereits existiert und geht dann in diese Möglichkeit hinein.

Das mag jetzt auch etwas abstrakt klingen, aber wenn man durch die geführte Meditation Schritt für Schritt angeleitet wird, dann wird auch das für den logischen Verstand begreiflich. Die Methode von Joe Dispenza hat nur einen grossen Nachteil: Du brauchst eine seiner geführten Meditation-Audios und musst daher Dein Handy mitnehmen und einen Kopfhörer tragen.

Die Gehmeditation im Zen

Kinhin Meditation wird die Gehmeditation im Zen genannt. Diese wird als Abwechslung und Auflockerung zwischen langen sitzenden Meditationen verwendet. Die linke Hand umfasst den linken Daumen. Diese Faust hältst Du dann an zwischen beide Brustmuskeln mit dem Sattelgelenk des Daumens zum Herz. Die rechte Hand umfasst danach die linke Hand. Die Unterarme sind parallel zum Boden und der Blick ein wenig gesenkt. Der Rest der Haltung ist gleich wie bei der daoistischen Gehmeditation. Man bewegt sich dabei aber nur sehr langsam und macht einen Atemzug pro Schritt. Ich habe die Methode mal in einem Zen Sesshin gemacht – sie passt aber nicht zu den anderen hier genannten Techniken, sie sich nicht fürs Spazieren eignet. ;-)

Anleitung zur Gehmeditation

Auch wenn sich die Methoden voneinander unterscheiden, haben sie einige Gemeinsamkeiten. Diese kurze Anleitung zur Gehmeditation hilft Dir, die Grundlagen zu praktizieren.

  1. Beginne, indem Du einen ruhigen und sicheren Ort zum Gehen findest. Es könnte ein Park, ein Garten oder ein ruhiger Weg sein.
  2. Stehe still und nimm Dir einen Moment Zeit, um Dich auf Deinen Körper und Deine Atmung zu konzentrieren.
  3. Beginne langsam zu gehen. Konzentriere Dich auf das Gefühl Deiner Füsse, die den Boden berühren, und auf das Gefühl der Bewegung in Deinem Körper.
  4. Wenn Deine Gedanken abwandern, bringe Deine Aufmerksamkeit sanft zurück zu den Empfindungen des Gehens.
  5. Du kannst auch ein Mantra oder eine positive Affirmation wiederholen, während Du gehst, um Deine Konzentration zu unterstützen.
  6. Praktiziere die Gehmeditation für 10-20 Minuten oder so lange, wie es sich angenehm anfühlt.

Du kannst die «Meditation beim Spazieren gehen» mit dieser Anleitung beginnen und erst, wenn Du Dich bereit fühlst, zur daoistischen Gehmeditation wechseln.

Meine Erfahrungen mit der Gehmeditation

Ich habe die klassische daoistische Methode als erste gelernt und habe diese bei Kälte, Hitze und Regen geübt. Die lässt sich einfach in den Alltag integrieren und wird schnell zur Gewohnheit. Durch die Atemtechnik wird die Ausdauer sehr schnell aufgebaut und man fühlt sich allgemein fitter im Alltag. Die Methode praktizieren wir auch in der geführten Meditation in Solothurn. Finde hier mehr Informationen, wie Du Meditation lernen kannst. Die Methoden von Tony Robbins sind eine willkommene Ergänzung: So habe ich anstelle des Schrittzählens auch Affirmationen eingesetzt, was dem ganzen auch noch eine zusätzlich psychologisch wirkende Komponente verleiht. Das Fingerkuppen-Tippen ist hat mir insbesondere im Winter geholfen, wenn ich kalte Hände hatte – Durch die ändernden Mudras verbessert sich offenbar die Durchblutung der Hände. Zuallerletzt habe ich die Geh-Meditationen von Dr. Joe Dispenza gelernt. Diese wirken unglaublich motivierend und lassen die Zeit nur so verfliegen. Ich denke, es ist abhängig von Deinem Ziel, welche Methode für Dich am besten geeignet ist. Alleine schon, dass Du rausgehst und Dich bewegst, wird Dir guttun. :-)

Wir haben eine Gehmeditationsgruppe in Solothurn. Mehr Informationen findest Du unter folgendem Link:

Die Gehmeditation in Bern finden im Rahmen des 8-Wochen-Meditationskurses in Bern statt.

Ein ruhiges und nachdenkliches Bild, das das Konzept der Gehmeditation visuell darstellt. Es zeigt eine Person afrikanischer Abstammung, die langsam und achtsam auf einem friedlichen Pfad in einer idyllischen Waldlandschaft geht. Die Person ist in bequemer, lässiger Kleidung gekleidet und barfuß, was die Verbindung zur Natur betont. Der Wald ist üppig mit grünen Bäumen, einer Vielzahl von Pflanzen und sanftem, gefiltertem Sonnenlicht, welches eine ruhige und meditative Atmosphäre schafft. Der Gesichtsausdruck der Person ist einer der tiefen Konzentration und Gelassenheit und fängt die Essenz der Gehmeditation und ihre Vorteile für Achtsamkeit und Entspannung ein.

Fazit zum Meditieren beim Spazieren gehen

Meditieren beim Spazieren gehen ist eine wunderbare Möglichkeit, Achtsamkeit in Deinen Alltag zu integrieren. Es ermöglicht Dir, die Vorteile der Meditation zu geniessen, während Du Dich bewegst und die Natur geniesst. Du kannst es tun, während Du Deinen Hund spazieren führst, während Du zur Arbeit gehst oder einfach nur einen Spaziergang machst, um eine Pause von Deinem hektischen Tag zu machen.

Marc Dietschi ist ein erfahrener Meditationslehrer & Berater, der sich leidenschaftlich dafür einsetzt, Menschen zu helfen, ihr Leben positiv zu verändern.

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